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Cuora bourreti (OBST & REIMANN, 1994)

Bourret's Scharnierschildkröte

Verbreitungsgebiet:

Als Verbreitungsgebiet von Cuora bourreti wird Zentral- Vietnam, sowie das angrenzenden Laos und Kambodscha angegeben.
Verbreitungskarte nach Edgar Lehr (Punkte entsprechen dem Verbreitungsgebiet von C. bourreti).

 

Allgemein:

Cuora bourreti wurde erst 1994 von FRITZ UND OBST anhand eines der Originaltiere aus der Arbeit von Bourret (1939) beschrieben. Hauptunterscheidungsmerkmahl zu dem Cuora galbinifrons – Komplex ist die Plastronfärbung.

helles Plastron:
Cuora bourreti (OBST & REIMANN, 1994) - Bourret's Scharnierschildkröte
Cuora picturata (LEHR et al., 1998) - Südvietnamesische Scharnierschildkröte

dunkles Plastron:
Cuora galbinifrons (BOURRET, 1939) - Hinterindische Scharnierschildkröte

Der Cuora galbinifrons - Komplex (BOURRET, 1939) fand auf Grund seiner innerartlichen Variabilität in den letzten Jahren Beachtung von einigen Forschern, die allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Ähnlich wie bei den amerikanischen Terrapenarten ist die Variabilitätsbreite bei dem Cuora galbinifrons - Komplex sehr ausgeprägt und es ist zu erwarten, dass die vorliegenden Arbeiten erst der Anfang und nicht das Ende sind.

Mehrere Expeditionen von z.B Edgar Lehr, Michael Rudolphi, eine holländisch / österreichischen Gruppe um de Bruin und Artner, sowie Thomas Ziegler in den vergangen Jahren versuchten Licht ins Dunkel zu bringen. Allerdings muss bedacht werden, dass der Großteil der untersuchten Tiere aus dem Tierhandel stammen und sich oft keine exakten Fundorte bestimmen lassen. Angaben zur Herkunft stammen häufig von ansässigen Groß- oder Zwischenhändler, sodass sich allenfalls die Provinzen eingrenzen lassen.

Eine genauere Untersuchung der Habitate der unterschiedlichen Farbvarianten ist dringend erforderlich. Nur so ist zu verhindern, dass in der Lebendtierhaltung eine einheitliche „Cuora bourreti“ gezüchtet wird.

Zwischen den unterschiedlichen Varianten gibt es Überganges- und Mischformen, deren Untersuchungen ebenfalls dringend erforderlich wäre.
Lehr et al. 1998 führt aus, dass es sich bei der auf Hainan befindliche Population um eine Mischpopulation zwischen den beiden ehemaligen Unterarten Cuora g. galbinifrons und Cuora g. bourreti handele. Es sei anzunehmen, dass die beiden Taxa während der letzten Eiszeit (2,588 Millionen Jahren bis circa um 9.660 ± 40 Jahre v. Chr.) Tiefstände des Meeres nutzten, um ihr Areal bis nach Hainan ausdehnten. Dadurch sei es auf Hainan und in den damals trockengefallenen und heute vom Meer wieder überfluteten Gebiete zur Ausbildung einer Intergradationszone gekommen. Lehr et al vertreten die Auffassung, dass in der isolierten Inselsituation langsam ein Phänotyp entsteht, dessen Prozess aber noch nicht abgeschlossen ist.
In einer weiteren Arbeit haben Fritz et al. 2002 für die vietnamesischen Provinzen Ha Tinh und Quang Binh eine Integrationszone zwischen Cuora g. galbinifrons und Cuora g. bourreti nachgewiesen.

Innerartliche Variabilität:

Bei Cuora bourreti gibt es eine breite innerartliche Variabilität mit durchaus noch zu erforschenden Intergradationsgebieten:
Coura bourreti: gelbe Form

isolierte weiße Muster auf den Wirbelkielen, welche schwarz umrandet sind, unregelmäßige schwarze Streifen am oberen Rand der Rippenschilder Die
Rippenschilder von der Grundfarbe gelb bis beige mit strahlen und / oder strichförmigen Muster. Auf dem Plastron viele unregelmäßige kleine schwarze
Punkte. Kopfzeichnung überwiegend gelb bis hellorange, Grundfarbe der Extremitäten schwarz mit gelben und/oder orangen Schildern.

Coura bourreti: rote Form

Schwarzer Dorsalkiel mit jeweils einem schwarzen Parallelkiel am oberen Rand der Rippenschilder rechts und links. Braunfärbung zwischen den schwarzen Kielen dunkler als auf den Rippenlschildern. Rippenschilder einfarbig hellbraun bis rehbraun. Plastron mit regelmäßigen ausgeprägten schwarzen Flecken am Rande der Schilder. Weichteil und Kopfzeichnung: kräftige Farben orange bis rot und gelb

Coura bourreti: verwaschene Form

Plastron, meist regelmäßige schwarze Flecken auf den Schildern.
Carapax mit deutliche Strich- oder Punktzeichnung auf den Rippenschildern, auf hellen oder bräunlichen Grund, Undeutliche nicht regelmäßige weiße Zeichnung auf den Wirbelkielen.

 

Plastron:

Auch die Plastronzeichnung bei c. bourreti ist sehr unterschiedlich. Von symetrisch angeordneten schwarzen Flecken, über kleine scheinbar wahrlos verteilten Flecken bis zu gelblicher Färbung mit wenigen oder keinen Flecken.

   
Bild Benjamin Sturlese

Haltung:

Aufgrund der großen Aggressivität untereinander muss Cuora bourreti strikt einzeln gehalten werden. Auch die Vergesellschaftung von Weibchen geht nur bedingt und hat oft zur Folge, dass die Eier unbefruchtet bleiben. Diesen Effekt habe ich in einem Bericht zur Haltung von Cuora flavomarginata schon einmal publiziert.
Die Tiere können nur zur Paarung zusammen gesetzt werden.
Das Terrarium hat die Maße LBH 100x55x50cm oder 100x80x60cm, der Unterteil einer Katzentoilette oder ein Blumenuntersetzer aus Plastik 30x30x8cm wird als als Wasserteil genutzt. Eine Korkrinde, sowie ein Stein in der Katzentoilette erleichtern den Tieren den Ein – und Ausstieg.

Als Bodengrund verwende ich feuchten Rindenmulch welcher mit Moos und zeitweise mit Blättern bedeckt ist.

Im Sommer werden die Tiere bei bis 30o C feuchtem Klima (entweder Bodengrund feucht halten oder sprühen) und mit 12 bis 14 Stunden Beleuchtung gehalten.

Die Überwinterung wir folgendermaßen gestaltet:
Ab Ende September wird alle 2 Wochen die Beleuchtung um eine Stunde verkürzt bis die Lampen nur noch 6 Stunden an sind. Die Tiere verbringen nun die Zeit bei 12 bis 15o C für circa 2 bis 3 Monate. Im Frühjahr wird nun ab circa Mitte / Ende Februar umgekehrt verfahren.

Fütterung:

Cuora bourreti ist ein Allesfresser, es werden süße Früchte wie z.B. Bananen, Erdbeeren, Pfirsich usw., aber auch Pilze, tierische Nahrung wie z.B. Mäuse jeglicher Entwicklungsstufe, Eintagskücken, Zophopas, Katzenfutter, Schnecken, Regenwürmer, Garnelen, aber auch selbst Trockenfutter (Fischfit Mast 45/7) angenommen.
Wichtig dabei ist allerdings auf eine ausreichende Vitaminisierung zu achten. Deshalb habe ich ein von Markus Treppte entwickeltes Vitaminisierungsfutter abgewandelt und auf die Bedürfnisse meiner Tiere angepasst:
4 Multivitamintabletten werden in 400ml Wasser aufgelöst. Zu der Lösung werden nun gefriergetrocknete Süßwassergarnelen oder Bachflohkrebse gegeben, sowie Fischfit Mast 45/7 und circa 30 bis 60 min quellen lassen. Zugabe von 4 mal 400g Katzenfutter – kräftig mischen. Nun wird die Mischung mithilfe von Haferflocken fest angedickt – erneut quellen lassen .Sepia-Schale staubfein gerieben und im „Teig“ verrühren.
Portionsweise in Schälchen abfüllen und mit Stückchen süßen Früchten (Banane oder Pfirsiche) verfeinern.

Eiablage:

Es wurden 1 bis 3 Eier bei bis zu 2 Gelegen pro Jahr abgesetzt. Die Eier werden etwa zur Hälfte in feuchtes Vermiculite eingegraben.
Das rote Weibchen hat 2012 zwei riesige Eier abgelegt:
33,45g und 33,41g (die Eier waren allerdings unbefruchtet)
Sind die Eier befruchtet, bildet sich oben am Ei ein weißer Punkt, der sich innerhalb von zwei bis drei Tagen zu einer Bänderung ausbildet.

Eiablage
Anzahl
Eier
Eigewicht
Schlupfdatum
Anzahl
Tage
Gewicht
Bemerkungen
01.06.2004
2
 
   
 
31.05.2008
 
3
 
   
 
26.07.2009
Rehfarben
1
 
   
 
24.06.2010
Rehfarben
3
 
   
 
27.06.2011
klein
1
26. September 2011
1

90

17,94g
 
   
 
1
 
08.05.2012
klein
 
19.08. Ei geöffnet 1 totes Baby
20.05.2012
Rehfarben
33,45 + 33,41g
 
 
02.06.2012
klein
1
8. September 2012
1
97
19,21g
 
   
 
1
 
29.05.2013
klein
2
17. August 2013
1
80
18,18g
 
17. August 2013
1
80
18,18g
 
12.06.2013
klein
2
1 unbefruchtet
16. September 2013
1
96
17,55g
 
24.07.2013
Rehfarben
1
unbefruchtet
 
86
 
   
 
3
 
03.04.2014
klein
2
6. Juli 2014
1
94
19,74g
 
8. Juli 2014
1
96
21,23g
 
08.05.2014
klein
2
 
9. August 2014
1
92
18,90g
 
   
 
11. August 2014
1
94
20,00g
 
4
 

Schlupf:

Die Inkubationszeit beträgt zwischen 90 bis 97 Tagen. Die Eier werden von den Jungtieren am Polende geöffnet. Das Schlupfgewicht lag zwischen 17,94g und 19,21g.

Aufzucht der Jungtiere:

Nach vielen Rückschlägen wurde die Aufzuchtsmethode 2009 nach Vorschlag von Gerhard Schaffer und Hubert Felsner geändert. Das Aufzuchtsbecken ist nun ein Plastikbehälter, welche LBH 30 x 30 x 20 cm groß ist. Der Wasserstand beträgt etwa 5 cm und ist der Größe der Nachzuchten angepasst.
Im Wasserteil befinden sich Steine und eine Efeuranke, um der kleinen Cuora bourreti das Erreichen der Wasseroberfläche zu ermöglichen und Halt zu geben. Die Efeuranke aus Plastik wird von den Tieren als Versteck genutzt.
Die Nachzuchten werden einzeln in dem Becken gehalten und mit kleinen Regenwürmern gefüttert, welche gierig gejagt und gefressen werden.

Literatur:

Fiebig, J. & Lehr, E. 2000. Haltung und Erstnachzucht der Bourret-Scharnierschildkröte Cuora galbinifrons bourreti OBST & REIMANN 1994, mit Anmerkungen zum Bedrohungsstatus. Salamandra 36 (3): 147-156
Heuberger, W. & Heuberger, K. 2008. Erfolgreiche Haltung und mehrfache Nachzucht von Cistoclemmys (galbinifrons) bourreti, der hinterindischen Scharnierschildkröte. Reptilia (Münster) 13 (72): 64-71
Janssen, M. & J. Janssen (2008). Beobachtungen und Erfahrungen bei Haltung und Nachzucht der Gelbkopf-Scharnierschildkröte Cuora galbinifrons bourreti. Marginata 17, 5(1): 22-27
Obst FJ, Reimann M. 1994. "Bemerkenswerte Variabilität bei Cuora galbinifrons Bourret, 1939, mit Beschreibung einer neuen geographischen Unterart: Cuora galbinifrons bourreti subsp. nov." Zool. Abh. Mus. Tierk. Dresden 48: 125-138.
Sang, Nguyen Van; Ho Thu Cuc, Nguyen, Quang Truong 2009. Herpetofauna of Vietnam. Chimaira, Frankfurt, 768 pp.
Spinks, Phillip Q.; Shaffer, H. Bradley 2007. Conservation phylogenetics of the Asian box turtles (Geoemydidae, Cuora): mitochondrial introgression, numts, and inferences from multiple nuclear loci. Conservation Genetics 8(3):641-657.
Stuart, B.L. and James Ford Parham 2004. Molecular phylogeny of the critically endangered Indochinese box turtle (Cuora galbinifrons). Molecular Phylogenetics and Evolution 31 (1): 164-177

Studbook breeding programme Cuora bourreti (Bourrets’ box turtle)
http://www.studbooks.eu/verslagen2008/Microsoft%20Word%20-%20Studbook%20report%20C.bourreti%202008.pdf